Wenn der Appenzeller Kabarettist Simon Enzler nächste Woche in Küssnacht auftritt, ist der Name Programm. ‹Brenzlig› heisst es – und entsprechend hitzig dürfte es auf der Bühne zu und her gehen. 

fab. Nein, nein, brandschutztechnisch werde das schon glimpflich über die Bühne gehen, beschwichtigt Simon Enzler als ihn der ‹FS› fragt, ob das Theater Duo Fischbach angesichts seines neuen Programms zusätzliche Feuerlöscher bereitstellen müsse. ‹Brenzlig› nehme nicht nur Bezug auf seinen eigenen Namen, sagt der Kabarettist, sondern sei auch ein schönes Bild für eine Zeit, in der es unterschwellig schwelte. «Als das Programm entstand, rauchte es überall ein wenig», sagt Enzler. «Und wo Rauch ist, ist normalerweise auch Feuer.» Die Frage sei, ob und wo die Flamme rausschiesse.

Ein Thema jagt das nächste
Als Simon Enzler im Januar die ersten Zeilen seines neuen Programms zu schreiben begann, herrschte in der Schweiz Masken- und Zertifikatspflicht. Enzlers Plan: Retrospektiv das Thema Verschwörungstheorien verarbeiten, Corona aber nicht ellenlang abhandeln. Und dann marschierte Russland in der Ukraine ein. Nun setzte sich der 46-Jährige mit dem Sicherheitsbedürfnis und den Ängsten von Herr und Frau Schweizer auseinander. Wenn Schweizer etwas täten, dann richtig, war sich Enzler sicher. Und so landete er bei der Frage, wie sie ihre Bunker ausstatten würden. Prompt tauchte am Horizont die nächste Bedrohung auf: der Energieengpass. «Manche hatten Panik, wir stünden kurz vor einem Blackout», erinnert sich Enzler und hält den Ball flach: «Bei uns fangen sie an zu jammern, wenn’s mal irgendwo ein wenig flackert, aber in der Ukraine sieht man, wie viele Marschflugkörper es für ein Blackout tatsächlich braucht.»

Was steckt hinter den Laubbläsern?
Corona, der Ukraine-Krieg, Energiemangel – Enzler wäre nicht Enzler, würde er die Themen nicht auf das Nahe und Greifbare herunterbrechen, auf Geschehnisse, die zwar keine Weltgeschichte schreiben, aber dennoch bewegen und verärgern. Nachbars Laubbläser etwa: «Wie sehr dieser überhand nahm, fiel mir im ersten Corona-Jahr auf», erinnert sich Enzler. «Weil ständig Heuwetter war, wurde man morgens bis abends von Laubbläsern beschallt.» Im Appenzellerland hätten die Landwirte nämlich ihre Rechen längst damit ersetzt. «Ich verstehe, dass Laubbläser den Bauern die Arbeit erleichtern und den Rücken schonen, aber deswegen kann ich mich ja trotzdem darüber aufregen», lamentiert Enzler. Nicht nur des Lärms wegen, sondern auch wegen seines Zweitaktmotors und seiner negativen Auswirkungen auf die Biodiversität sei der Laubbläser schlicht eine Katastrophe, so sein Fazit.
So lässt Enzler denn auch seine Bühnenfigur schimpfen, die Leute hätten zwar Angst vor Impfungen und Panik vor 5G-Antennen, doch den Blick für die offensichtliche Bedrohung hätten sie völlig verloren. Wirklich und täglich bedroht würden sie nämlich von Laubbläsern. Doch damit nicht genug: Auf der Bühne wittert Enzler dahinter gar eine Verschwörung – und hat dafür seine ganz eigene Theorie.

Im Vorfeld seiner Küssnachter Auftritte stand Simon Enzler dem ‹FS› Red und Antwort. Wann er zum Buchhalter mutiert, weshalb er kein Optimierer ist und welche Haltung ihm durch die Corona-Zeit half, lesen Sie in unserer aktuellen Donnerstagsausgabe.